
Elternzeit ist Reisezeit – warum eigentlich?
Wir lieben es zu reisen und unser VW Bus “Ulli” ist seit Jahren unser zweites Zuhause. Schon lange wünschen wir uns mal wieder lange und intensiv draußen zu sein, nachts das Meer zu hören, durch kleine Gassen zu schlendern, Berge zu besteigen und spannenden Menschen zu begegnen. Daher war schnell klar, dass wir uns in unserer Elternzeit für eine Reise entscheiden würden.
Während Hannas Schwangerschaft haben wir uns tief eingearbeitet welche Möglichkeiten wir durch Elternzeit, Elterngeld usw. haben. Erstaunt haben wir festgestellt, dass es im Job-Umfeld und im Freundeskreis die meisten Leute nicht in Erwägung gezogen haben die Elternzeit anders zu gestalten als die üblichen 2 Partnermonate für die Papas und mindestens 12 Monate für die Mamas.
Durch die eher erstaunte (und teilweise auch sehr kritische) Resonanz aus unserem Umfeld zu unseren Träumen der Elternzeit, haben wir begonnen uns noch intensiver damit auseinanderzusetzen welche Wünsche wir wirklich haben, welche rechtlichen Bedingungen es gibt und welchen Weg wir aktiv gehen wollen, auch abseits der Konventionen. 4 Monate im ersten Jahr und 2 Monate im zweiten Jahr wollen wir uns nehmen, um zu reisen. Außerdem tauschen wir die Rollen, wenn Enno 11 Monate alt ist. Dann wird Freddy hauptsächlich Zuhause bleiben, bis die Kita ein halbes Jahr später beginnt und wir beide in Teilzeit arbeiten.
Immer wieder erlebten wir Situationen, in denen wir das Gefühl hatten uns rechtfertigen zu müssen für diesen Plan, wir erlebten Erstaunen, Unverständnis aber auch viel Zuspruch. Auch hatten wir nicht nur das Gefühl die Zeit auf Freddys Arbeit “durchzuboxen”, sondern haben uns auch mit vielen kritischen Stimmen auseinandergesetzt, ob eine Reise mit Baby denn das Richtige ist. Wir glauben aus vollen Herzen: JA!
Das es überhaupt Resonanz darauf gibt, dass wir die Elternzeit als Reisezeit nutzen, nehmen wir zum Anlass um hier zu berichten und Mut zu machen den eigenen Weg zu gehen.

EINE GROßE REISE MIT KIND
Im Fokus unserer Elternzeit steht also unsere 4-monatige Reise, nächstes Jahr wollen wir weitere 2 Monate los.
Wir wollen die Zeit nutzen, um als Familie zusammenzuwachsen und beide gleichzeitig unseren Sohn wachsen sehen und so viel wie möglich seine Entwicklung zu erleben.
Doch so locker und easy ist es mit Kind zu reisen natürlich nicht, soviel ist klar. Anders als bei unseren Reisen zu zweit, in denen wir sehr eingespielt sind (Rekord: 45 min packen und auf nach Italien), hat sich der Fokus nun darauf verschoben, dass wir viel über Bedürfnisse sprechen, überlegen wie der Alltag sein wird.
Für mich, Hanna, hat es sich anfangs angefühlt Abstriche zu machen und es ist mir zugegebenermaßen nicht direkt leicht gefallen zu akzeptieren, dass ich meinen Alltag mehr nach Enno richten muss und meine große Leidenschaft für lange Wandertouren wohl nicht erfüllt wird. Aber ich bin froh, dass wir schon früh viel geträumt, erste Wunsch-Ziele aufgeschrieben und über unsere Vorstellungen der Elternzeit gesprochen haben. Das würde ich auch jedem empfehlen, denn für mich war dieser Prozess sehr wichtig, um mich vom Wunsch nach Erlebnissen loszumachen und die Elternzeit mehr als Zeit zu begreifen, in der wir als Familie zusammenwachsen.
Auch während der Reise ist diese Balance zwischen Unternehmungen, Ennos Aktivzeiten und unseren Bedürfnissen sehr ausgeprägt. Dabei hilft uns die Routine beim Abendessen zu reflektieren “wie war der Tag für dich”, um uns auszutauschen was wir brauchen und was wir besser machen können. Diese Zeit war im Alltag Zuhause eher knapp und wir freuen uns sie jetzt zu haben.
Wir waren uns sicher, dass Enno sich wunderbar in unseren Reiserhythmus einfinden wird, denn wenn wir dabei entspannt sind, müsste er sich auch wohlfühlen. Und trotzdem haben wir uns den unangenehmen Fragen und auch Ängsten gestellt: Was ist, wenn das Baby krank wird? Was, wenn es Autofahren nicht mehr mag, Camping doof findet oder es zu heiß ist?
So gut es ging, haben wir Vorsichtsmaßnahmen getroffen, Medikamente eingepackt, einen Ventilator und am Ende war es mehr als das anfängliche “Augen zu und los”, sondern ein Vertrauen, dass Enno sich in einer Umgebung, die wir lieben, auch wohlfühlen wird.
Impulse für dich, ob Reisen in der Elternzeit was für dich ist:
- Stell dir vor, du bist im Hotel / Ferienhaus/ Bus / Zuhause – wo fühlst du dich wohl und entspannt?
- Wie sieht die Umgebung aus, die dir Energie gibt?
- Stell dir vor, du bist auf Reisen. In welchen Situationen bist du in oder außerhalb deiner Komfort-Zone?
- Was ist das beste / schlimmste, das euch passieren kann?
- Was braucht ihr, um als Paar gut zu harmonieren? Welche Routinen, Zeiten, Erlebnisse helfen euch?
- Ihr habt als Eltern eine bestimmte Zeit frei mit eurem Baby. Was soll alles passieren, damit es eine erfüllte Zeit war?
Wir wünschen dir, dass du mutig deine beste Version der Elternzeit lebst!
Viel Erfolg
Freddy und Hanna